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PNN-Late Night Talk- im Hotel Mercure in der 17 Etage OB-Kandidat Dennis Hohloch (r.).

© Manfred Thomas

Oberbürgermeisterwahl: Beim Late-Night-Talk der PNN dreht sich alles um Verkehr

Sechs runde Tische, 48 Potsdamer – und sechs OB-Kandidaten, die je eine Viertelstunde Rede und Antwort standen: Worum es ging und was die Teilnehmer überraschte.

TISCH 1:

Das dominierende Thema

Verkehr war eindeutig das Thema. Alle Kandidaten mussten Fragen zu Staus, überfülltem öffentlichem Nahverkehr, der Anbindung von Stadtteilen wie Eiche oder Golm, zur Position bezüglich der Verengung der Zeppelinstraße oder des Baus der Havelspange und ihrer möglichen Alternativen beantworten.

Die wichtigste Frage

Es gab eine Reihe sehr direkter Fragen aus der Tischrunde: So wurde Martina Trauth (parteilos für Die Linke) gefragt, ob die Linke so wenig Personal habe, dass sie in ihren eigenen Reihen keinen Kandidaten gefunden habe. Mike Schubert (SPD) musste beantworten, ob er Jann Jakobs nur in jugendlicherem Format sei. Und Dennis Hohloch (AfD) wurde gefragt, ob er mit 29 nicht zu jung, unreif und unerfahren wäre (Antwort jeweils sinngemäß: nein).

Die überraschendste Antwort

Lutz Boede (Die Andere) wurde gefragt, was der Unterschied sei zwischen seinem Programm und dem der Grünen Janny Armbruster – es gebe fast nur Überschneidungen. Boede antwortete: „Da haben Sie recht. Ich wundere mich bis heute, dass die Grünen lieber mit der CDU oder der SPD Anträge einreichen, als mit uns.“ sca

Tisch 2:

Das dominierende Thema

Auch hier: der Verkehr, vor allem in der Innenstadt, wo die meisten der Diskutanten von Tisch zwei wohnen. Weitere häufig angesprochene Themen waren bezahlbarer Wohnraum, Angebote für Jugendliche und die Integration.

Die wichtigste Frage

Die bekam Mike Schubert gestellt: „Wurde der Verkehrsbetrieb kaputt gespart?“

Die überraschendste Antwort

Nachdem Lutz Boede kurz skizziert hatte, wie er die Schulen auf Vordermann bringen will, fragte ein Teilnehmer, wie er dies alles finanzieren wolle. „Aus der Verwaltung“, sagte Boede. „Es heißt ja immer, die Stadt wächst und die Verwaltung muss mehr Mitarbeiter einstellen. Aber das will ich mir genauer anschauen.“ mat

Tisch 3: 

Das dominierende Thema

Verkehr, danach Wohnen, das Wachstum der Stadt und das DDR-Terrassenrestaurant Minsk. Aus Sicht von Mike Schubert soll es stehen bleiben; Götz Friederich (CDU) will erst den Stadtverordnetenbeschluss erfüllt wissen, wonach die Stadtwerke mit dem Brauhausberg-Verkauf das Freizeitbad blu refinanzieren.

Die wichtigste Frage

„Es fehlen Kitaplätze, Schulen – warum wird nicht so geplant, dass es reicht?“ Antwort Mike Schubert: Es seien Fehler gemacht worden, resultierend auch aus der Zeit, als Potsdam schrumpfte, nicht wuchs. Jetzt müsse die Stadt „erstmal wieder in die Balance kommen“.

Die überraschendste Antwort

Es soll ein Parkhaus unter dem Bassinplatz gebaut werden. Das sagten gleich drei Kandidaten in Bezug auf eine mögliche autofreie Innenstadt: Mike Schubert, Lutz Boede und Dennis Hohloch. SCH

Tisch 4:

Das dominierende Thema

Fehlende Flächen für den Sport, der Umgang mit dem Wachstum der Stadt und der Kampf gegen den Dauerstau. Auch die Frage, wen die Kandidaten von Grünen und Die Andere bei einer Stichwahl unterstützen würden. Die Antwort von Janny Armbruster und Lutz Boede: Trotz einiger Gemeinsamkeiten könnten sie sich eine Wahlempfehlung nur schwer vorstellen. Interessant, welche Themen gar keine Rolle spielten: die Garnisonkirche und die Kulturpolitik.

Die wichtigste Frage

Dennis Hohloch distanzierte sich auf Nachfrage von der Wortwahl des AfD-Bundesvorsitzenden Alexander Gauland, der im Juni gesagt hatte, „Hitler und die Nazis“ seien „nur ein Vogelschiss in über tausend Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“ gewesen. „Das lässt Raum für Interpretationen, diesen Sprachduktus würde ich so nicht verwenden“, sagte Hohloch.

Die überraschendste Antwort

Überrascht war PNN-Leser Jürgen Kohl, ein emeritierter Soziologieprofessor, von Lutz Boede: „Sie sind ja gar nicht so ideologisch, wie ich dachte.“ Zudem habe sich Boede zuletzt bei einer Podiumsdiskussion zum gesperrten Uferweg am Griebnitzsee als einziger OB-Kandidat gegen die aus Kohls Sicht „unsägliche Gleichsetzung“ der Arisierung von Grund und Boden im Dritten Reich mit den aktuellen Plänen zur möglichen Enteignung von Grundstückseigentümern verwahrt. Schließlich würden Enteignungen heutzutage entschädigt, so Kohl. HK

Tisch 5:

Das dominierende Thema

Und wieder: der Verkehr. Während Janny Armbruster, Lutz Boede, Martina Trauth und Mike Schubert vor allem den öffentlichen Nahverkehr verstärken und Konzepte für Elektromobilität aufbauen wollen, sprachen sich Götz Friederich und Dennis Hohloch für die Gleichberechtigung von Autoverkehr neben Bus und Bahn aus.

Die wichtigste Frage

Konkrete Betroffenheit führte zu klaren Fragen: Die drohende Schließung des Reha-Zentrums Potsdam auf dem Gelände des Klinikums „Ernst von Bergmann“ sorgt für Ängste bei den dortigen Patienten. Linke-Kandidatin Martina Trauth verweist auf Kontrahent Mike Schubert, den derzeitigen Gesundheitsbeigeordneten. Der verspricht indes nichts. Erst müssten alle Verantwortlichen aus dem Urlaub sein, dann setze man sich zusammen. Zwar will Mike Schubert das Reha-Angebot in der Stadt beibehalten, doch offen bleibt bislang, wie.

Die überraschendste Antwort

Martina Trauth überraschte mit ihrer Position zur Zeppelinstraße: Als „schlechte Lösung“ bezeichnete sie die Verengung, sie sei darüber „nicht glücklich“. Damit steht sie im Widerspruch zu Teilen der Linken. KG

Tisch 6:

Das dominierende Thema

Wohnen, steigende Mieten auch im Bestand und der Mangel an freien Wohnungen. Janny Armbruster setzt neben sozialem Wohnungsbau auf Konzeptvergaben von Grundstücken und Wohnungstausch. Martina Trauth will den Verkauf städtischer Grundstücke stoppen, um dort günstige Wohnungen bauen zu lassen. Götz Friedrich forderte, dass das Studentenwerk Wohnheime auf Pump bauen darf.

Die wichtigste Frage

„Warum muss mein Sohn aus der Innenstadt zum Kirchsteigfeld in die Schule fahren?“ Antwort Mike Schubert: Weil es in der Innenstadt schlicht keinen Platz für eine weitere Schule gibt.

Die überraschendste Antwort

Lutz Boede wurde beim Thema Verkehrsprobleme gefragt, wie er denn zu Arbeit kommt. Seine einfache Antwort: „Ich laufe.“ mar

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Unsere Zusammenfassung: Der Redebedarf der Potsdamer beim PNN-Late-Night-Talk war groß. Was die Bürger wissen wollten.

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